Keime im Trinkwasser - Abkochempfehlung

Viele Bürgerinnen und Bürger bewegt derzeit, verstänlicherweise, die Keimbelastung des Trinkwassers und die aus diesem Grunde durch unsere Betriebsführerin, die Fa. Remondis, herausgegebene Abkochempfehlung.

 

Was ist passiert / was ist der Hintergrund der Abkochempfehlung?

 

Die Fa. Remondis entnimmt für die Stadtwerke Gersfeld (Rhön) an verschiedenen Stellen im gesamten Trinkwassernetz regelmäßig Wasserproben und lässt diese auf ihre chemische und mikrobilologische Reinheit untersuchen. Die letzte dieser regelmäßigen Proben wurde vor ca. zwei Wochen genommen und war, wie dies regelmäßig der Fall ist, unbelastet.

 

Unabhängig von der Regelbeprobung durch die Stadtwerke Gersfeld (Rhön) bzw. durch die Fa. Remondis, nehmen auch einige Einrichtungen in Gersfeld, etwa das Klinikum oder die Seniorenwohneinrichtungen, Wasserproben aus ihrem Hausnetz. So ist dies auch in der vergangenen Woche geschehen.

Bei diesen Proben wurden sog. "coliforme Keime" festgestellt. Diese sind bis zu einer gewissen Konzentration nicht bedenklich und kommen hin und wieder vor. Besagte Einrichtungen haben sodann die Stadtwerke Gersfeld (Rhön) bzw. die Fa. Remondis von dem Ergebnis ihrer Wasserproben informiert. Diese Information wurde zum Anlass genommen sofort eine außerordentliche Probe aus dem öffentlichen Trinkwassersystem zu nehmen. Auch bei dieser Probe wurden sodann "coliforme Keime" und ein (!) Enterokokkenbakterium festgestellt.

 

Was bedeutet "verkeimt" / ist dies gefährlich / bedenklich?

 

Jein. Wenn von einem Bakterium geschrieben wird, hat dies den folgenden Hintergrund: Im Zuge der mikrobiologischen Anlayse einer Wasserprobe wird eine gewisse Menge Wasser auf eine Perieschale mit Nährlösung gegeben. Diese wird über einen definierten Zeitraum "gebrütet". Sodann wird geprüft, ob sich Bakterien auf der Nährlösung vermehrt haben und falls ja, wieviele. In unserem Fall war es ein Enterokokkenbakterieum. Der Grenzwert liegt bei null. Global gesehen ist eine solche Sache keine Seltenheit und nicht sonderlich bedrohlich, aber der Grenzwert ist überschritten, sodass gehandelt werden muss.

 

Die festgestellten Keime / Bakterien sind für einen gesunden Menschen regelmäßig unbedenklich und kommen im tierischen und menschlichen Körper, im Verdauungsystem, in hoher Konzentration vor. Manche Arten dieses Bakterienstammes werden sogar in probiotischen Lebensmitteln zur Förderung der Darmflora eingesetzt. Bei Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem kann ein solches Bakterium, wie vieles andere aber auch, eine Infektion auslösen.

 

Ein ganz persönlicher Kommentar am Rande: Ich möchte der Angelegenheit nicht ihren Ernst, wohl aber die von Einigen an den Tag gelegte Aufregung und Dramatik nehmen: Ich bin hier möglicherweise kein Beispiel und jeder muss für sich selbst beurteilen, wie er mit einer solchen Empfehlung umgeht, aber ich selbst folge der Abkochempfehlung nicht. Wir nehmen das Wasser auch weiterhin wie gewohnt z.B. zum Zähneputen, für unsere Kaffeemaschine oder zur Zubereitung der Speisen für uns und unsere zweijährige Tochter. Diese hilft meiner Frau auch beim ausmisten ihres Pferdes und kommt viel mit Landwirtschaft und Tieren in Kontakt und steckt, wie Kinder so sind, ab und an danach auch gerne mal ihre Finger in den Mund. Ich behaupte, dass Freya auch deshalb so gesund und fidel ist, wie sie es ist, weil sie naturnah und auch mit vielen Berührungspunkten zur Landwirtschaft und zu Tieren aufwächst. Was ich sagen will: Im Alltag sind wir ständig mit solchen Keimen konfrontiert: Haustiere, der Druck einer nach einem Toilettengang nicht gründlich gewaschenen Hand, nicht gründlich gereinigtes Obst und Gemüse, in (insbes. in rohen) Fleisch- und Wurstwaren usw. Dafür haben wir ein Immunsystem. Magenbeschwerden und Durchfälle kommen bei jedem von uns hin und wieder vor, die genaue Ursache kann meist nicht ausgemacht werden. Dies bedeutet natürlich nicht, dass die Grenzwertüberschreitung hingenommen würde. Im Gegenteil, derzeit wird mit Priorität daran gearbeitet, dass die Abkochempfehlung aufgehoben werden kann und dies ist, wie geschrieben, kein Aufruf diese Abkochempfehlung zu ignorieren, wohl aber die Sache sachlich und reflektiert aufzunehmen.

 

Was wurde veranlasst / wie wurde / wird gehandelt?

 

Das Ergebnis dieser außerordentlichen Wasserprobe wurde, wie dies regelmäßig geschieht, dem Gesundheitsamt mitgeteilt. Da die Ursache für den festgestellten Bakterieneintrag noch nicht sicher festgelegt werden konnte (dazu noch unten) wurde durch den technischen Leiter unseres Eigenbetriebes, unseren Wassermeister und das Gesundheitsamt gemeinsam entschieden, sicher zu gehen und das Wassernetz prophylaktisch zu desinfizieren und, bis dies geschehen ist, dies ebenfalls als Vorsichtsmaßnahme, eine Abkochempfehlung auszusprechen.

 

Ich selbst habe am Nachmittag des 05.12.2018 von dieser Angelegenheit erfahren und die zuständigen Mitarbeiter angewiesen, in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, sofort alles Nötige und eine Information der Bevölkerung zu veranlassen. Es wurde ad hoc eine (Presse-) Mitteilung hierrüber verfasst. Wenige Minuten später konnte man hiervon in den regionalen und überregionalen Online-Nachrichtenportalen (Osthessen News, Fuldainfo, Osthessen Zeitung u.a.), auf der Homepage der Stadt Gersfeld (Rhön) und in den sozialen Medien lesen, es im Radio hören, abends in der „Hessenschau“ davon sehen, am Donnerstag in der Fuldaer Zeitung davon lesen und am Freitag auch im „Rhönbote“ wahrnehmen. Auf eine Flugblattaktion und Lautsprecherdurchsagen wurde verzichtet. Das Gesundheitsamt hat eine Information der Bevölkerung über Rundfunk und Presse präferiert. So wurde durch Remondis gehandelt. Schon bevor diese Nachricht veröffentlicht wurde, hat der Wassermeister (Hr. Grösch), wie er mir berichtet hat, die Seniorenwohneinrichtungen, die Kliniken und Kinderbetreuungseinrichtungen informiert, die also noch früher informiert waren.

 

Es wurden Pumpen an das Netz angeschlossen, die ein Desinfektionsmittel (Chlor) in niedriger, gesundheitlich unbedenklicher Konzentration in das Leitungsnetz verbringen. Wenn das Desinfektionsmittel auch in den außenliegensten Leitungssträngen in ausreichender Konzentration nachgewiesen wurde, gilt die Leitung als desinfiziert. Sodann kann die Chlorung wieder eingestellt und die Abkochempfehlung aufgehoben werden. Dies dauert, aufgrund unseres großen und verzweigten Leitungsnetzes, eine gewisse Zeit.

 

Die von einigen Medien gewählte Überschrift "Gersfelder Wasser weiterhin mit Keimen belastet" ist vor diesem Hintergrund jedenfalls zu undiffierenziert. Es kann derzeit nicht sicher festgestellt werden, ob das Wasser weiterhin verkeimt ist oder nicht. Eine weitere Wasserprobe hätte auch unbelastet sein können. Da die Desinfizierung aber noch läuft und man nun wirklich alle Leitungen mit dem Desinfektionsmittel durchspült haben möchte, wird die Abkochempfehlung vorsorglich noch aufrechterhalten.

 

Warum sind so viele Stadtteile betroffen?

 

An der "Versorgungszone Gersfeld" hängen auch der Weiler Sparbrod sowie die Stadtteile Maiersbach, Mosbach, Rengersfeld und Rommers. Das Quell- und Brunnenwasser, etwa aus der Barnsteinquelle und dem Tiefbrunnen am Kälberrain, fließt in all diesen Bereichen, sodass die Abkochempfehlung prophylaktisch auch für diese Bereiche ausgegeben wurde und auch das Netz dort vorsorglich desinfiziert wird.

 

Woher kommt der Keim / was war die Ursache?

 

Das ist unklar. Es könnte viele mögliche Ursachen geben. Zunächst ist zu sagen, dass das Rohwasser, gerade das Quellwasser, das sich in oberflächennahen Bereichen sammelt, fast immer mit diversen Keimen belastet ist. Solche Keime kommen in der Natur regelmäßig vor und können etwa durch Regen oder Tiere, insbesondere deren Ausscheidungen, in das Wasser gebracht werden. Das, regelmäßig Keime enthaltende, Rohwasser wird sodann in einer Wasseraufbereitungsanlage mit UV-Licht bestrahlt und dadurch desinfiziert. Es fließt dann etwa einem Hochbehälter zu und wird von dort in das Leitungsnetz, zu den Verbrauchern, abgegeben.

Es könnte sein, dass die UV-Desinfektionsanlage der Barnsteinquelle kurzzeitig nicht sauber gearbeitet hat, es könnte an einem Rohrbruch, ggf. gar einem unentdeckten, gelegen haben, durch den Fremdwasser (und mit diesem Keime) in das Trinkwasser gelangt sind. Auch eine Verschmutzung im Hochbehälter (es müsste sich nur ein Insekt oder ein anderes Tier dorthin verirrt haben) oder eine unzulässigerweise mit dem Netz verbundene Zisterne können nicht ausgeschlossen werden. Dies zeigt auch, wie empfindlich unsere Infrastrukturen, auch gegen Angriffe von außen, sind.

 

Wann wird die Abkochempfehlung aufgehoben werden?

 

Sobald das Leitungsnetz komplett desinfiziert wurde (siehe oben) wird die Chlorung eingestellt. Wenn dann drei Nachproben keimfrei gewesen sind, kann man wieder von einem Regelbetrieb ausgehen und die Abkochempfehlung wird zurückgenommen werden. Die Stadtwerke Gersfeld und die Fa. Remondis werden sofort, insbes. über die o.g. Medien, informieren, sobald dies der Fall ist.

 

Bei Fragen oder Anmerkungen stehen meine Mitarbeiter oder ich und insbesondere unser Wassermeister Grösch (015165624851) jederzeit zur Verfügung.